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Brief Friedrich Rückerts, 1826

Dr. Sine Demirkıvıran, Marmara Üniversitesi İstanbul.

Friedrich Rückert und Mevlana Celaleddin Rumi

Dienstag, 13. September 2022, 19:30 Uhr, Museum Georg Schäfer, Brückenstr. 20, 97421 Schwein­furt:

Friedrich Rückert und Mevlana Celaleddin Rumi

Vortrag von Frau Dr. Sine Demirkıvıran (Marmara Üniversitesi İstanbul)

Musikalische Einstimmung durch Herrn Andreas Arnold (Gitarre; Würzburg)

Eine Veranstaltung der Rü­ckert-Gesellschaft e.V. in Zu­sammenarbeit mit dem Museum Georg Schäfer.

Eintritt frei!

Der Mystiker und »Weltbürger« Mevlana Celaleddin Rumi (1207–1273; türk. Mevlana, »unser Meister«) vermittelt mit seinen mystischen Ghaselen Botschaften, in denen es um Liebe, Toleranz, Solidarität, Empathie, Respekt und Einheit geht. Auch können seine Verse als Belehrungen und Anweisungen betrachtet werden, die zu einer Harmonie zwischen Schöpfer und Mensch verhelfen sollen. Insofern sprechen seine Verse nicht nur Muslime an, sondern stoßen auch bei Nicht-Muslimen auf großes Interesse. Rumi verkörpert in diesem Sinne den idealen Weltbürger in seinem multiperspektivischen Denken, tugendhaften Verhalten als auch in seiner religiösen Toleranz und Solidarität. Seine Überzeugungen reflektiert er aussagekräftig in seinen Ghaselen.

Auch Friedrich Rückert war begeistert von Rumi. Der junge Dichter lernte Rumis Ghasele in der Übersetzung von Joseph von Hammer-Purgstall (1774–1856) kennen. Rückerts Übertragung der Rumi-Ghasele nach der Textvorlage Hammer-Purgstalls sind als eine Inspirationsquelle seiner dichterischen Muse zu betrachten. Ihm geht es um die Herausarbeitung der »humanen« Weltauffassung Rumis, als auch um die neue Form des Ghasels, die er den deutschen Dichtungsformen anzueignen suchte. Auch wenn er zu dieser Zeit noch kein orientalischer Philologe war, so war es sein Dichterberuf, der ihn zu einer Nachdichtung anspornte: er zielte es auf eine formgetreue, aber dennoch selbstreflexive Übertragung ab.

Mit Rumi fand Rückert einen Weg, Völker und Religionen zu versöhnen. Rückert versucht – ganz nach seinem Vorbild Rumi – sprachliche, kulturelle und religiöse Grenzen aufzuheben. Es kann behauptet werden, daß die die neue Form, die reiche Bildersprache, die Fülle an Naturvorstellungen und interreligiöse Toleranz bestens in Rückerts Konzept der »Weltversöhnung« paßten.

Im Vortrag sollen Rückerts literarische Produktionen im Rumi’schen Kontext vorgestellt werden. Es soll exemplarisch anhand einiger Ghasele gezeigt werden, wie Rückert als ein gelehrter Dichter von der islamischen Mystik ausgehend die universalen Lehren Rumis in eigene Dichtungen einbettet und die Melodik im Deutschen nachbildet. Rückert wird uns dabei zum einen als Vermittler von Rumi’scher Musik und Rumi’schem Tanz und zum anderen als ein Verfechter des interkulturellen Dialogs nahegebracht werden.